Zwischen Profi-Tour und Kreisklasse: Tennissportler als Zielgruppe für die Physiopraxis

Sporttherapeutische Expertise und Neuro-Knowhow: Wer in der Physiotherapie-Praxis Tennissportler professionell begleiten möchte, braucht mehr als Tape und Therabänder. Lesen Sie, wie Sie Spielerinnen und Spieler professionell begleiten und als lukrative Zielgruppe für Ihre Praxis gewinnen können – nicht nur in der Rehaphase nach Verletzungen. Essenziell ist nämlich auch eine gute Betreuung in Training und Prävention. Sie verheißt den Sportlern eine verletzungsarme Saison – und den Physiopraxen willkommene Selbstzahlerleistungen.

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Core-Training: Der Rumpf als Zentrum jeder Bewegung

Geht es um Tennis und Muskeln, denkt man zunächst an Arme, Beine und schnellen Aufschlag. Doch Tim Höper betont: „Der wichtigste Muskelbereich beim Tennis ist der Rumpf, also Rücken-, Bauch-, Hüft- und Gesäßmuskulatur.“ Schließlich ist die sogenannte Core-Stabilität das Fundament für jede Bewegung. Ob Aufschlag oder Netzspiel, ob Vor- oder Rückhand – es braucht den Schwung des gesamten Körpers, um eine entsprechende Schlagkraft zu entwickeln. Ist das Körperzentrum nicht stabil, wird die Schulter überlastet, die Wirbelsäule leidet, und auch die Fußstellung kann instabil werden. „Wenn jemand 150 Aufschläge macht, kann das die Schulter nicht alleine stemmen,” so Höper. „Wir sehen zum Beispiel häufig kleine muskuläre Verletzungen in der Bauchmuskulatur, weil die kompensieren muss, wenn der Rumpf nicht stabil ist.”

Besonders bei Kindern und Jugendlichen sieht der Sporttherapeut im Core-Bereich häufig Defizite, die sich jedoch mit einfachen Mitteln ausgleichen lassen. Seine Empfehlung: spielerisches Rumpftraining. Ob Animal Walks, Fangspiele oder Übungen mit Thera- und Minibändern – alles, was Spaß macht und den Rumpf fordert, ist hilfreich.

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Eine Linie der Kraft: Vom Schultergürtel bis zum Schläger

Schulter, Ellbogen und Handgelenk gehören im Tennissport zu den am stärksten belasteten und damit besonders verletzungsanfälligen Gelenken. Der klassische Tennisarm oder Tennisellbogen, Instabilitäten und muskuläre Dysbalancen entwickeln sich häufig infolge einseitiger Belastung. „Die Schulter ist ein rein muskulär gesichertes Gelenk – entsprechend wichtig ist die Stabilität durch eine starke Muskulatur und auch die Zusammenarbeit zwischen Rumpf und Armen. Wer den Schlag nur aus dem Arm holt, überfordert das Gelenk langfristig“, so Sportphysio Tim Höper. Für Griffkraft und Stabilität in den Handgelenken empfiehlt der Experte funktionelles Krafttraining mit kleinen Tools wie Minihanteln, kleinen Gummibändern oder Softbällen.

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Tools und Technik: Was brauche ich wirklich?

Für die physiotherapeutische Arbeit im Tennisbereich empfiehlt Höper Tools, die auch sonst in Sport und Reha wertvolle Dienste leisten:

  • Kraftgeräte wie die Linien compass 540 und compass 600 von proxomed oder die Kraftgeräte von ERGOFIT, idealerweise mit Software-Unterstützung für Trainingsplanung und -steuerung (proxoforce)
  • Therabänder und Minibänder
  • Faszienbälle, Lacrosse-Bälle
  • Faszienrollen und weitere Faszien-Tools
  • Trainingshilfen für Rumpf und Fußmobilität
  • Hanteln verschiedener Größen
  • Tape-Materialien
CSMi Humac Norm

Isokinetik und AlterG: High-Tech für detaillierte Analysen und schnelle Reha

Sollten Sie die Betreuung von Leistungssportlern zu einem Schwerpunkt Ihrer Praxis machen wollen, leistet auch ein isokinetisches Test- und Trainingssystem wertvolle Dienste. So lassen sich mit dem Humac Norm oder Biodex 4 und der dazugehörigen Software muskuläre Defizite, Dysbalancen und Gelenkprobleme detailliert testen sowie im Anschluss durch individuelle isokinetische Trainingsprogramme ausgleichen – besonders wertvoll in der Return-to-play-Phase nach einer Verletzung. Außerdem ermöglichen solche Geräte die exakte Dokumentation sämtlicher Tests und Trainingseinheiten (lesen Sie hier, wie Sie Isokinetik als Erfolgsbooster in Therapie und Training einsetzen können).

Nach Verletzungen kann auch Training auf dem Anti-Schwerkraft-Laufband AlterG wertvolle Dienste leisten: „Das AlterG ist in der postoperativen Phase einfach nicht zu übertreffen”, sagt Tim Höper. „Damit können wir eine Person beispielsweise schon zwei Tage nach einer Meniskus-OP aufs Laufband stellen und unter 80 Prozent Gewichtsentlastung gehen lassen. Das ist noch nicht einmal im Therapiebecken möglich, da bei frischer OP-Wunde der Kontakt mit Wasser ja noch nicht erlaubt ist.“ Auch bei Amateursportlerinnen und -sportlern mit Rücken- oder Hüftschmerzen setzt Höper das AlterG ein, um die sportartspezifischen Bewegungen unter geringer Belastung zu trainieren.

Elektrotherapie als sinnvolle Ergänzung in der Praxis

Ergänzend nutzen Höper und seine Kollegen in ihrem Rehazentrum auch die Möglichkeiten der Elektrotherapie. So kann man durch Ultraschall- und Reizstromtherapie, etwa mit dem IONOSON-Expert von PHYSIOMED, Schmerzen im Bewegungsapparat auf sanfte Weise lindern und die Muskulatur kräftigen – je nachdem, ob mittel- oder niederfrequente Ströme angelegt werden. Das Gerät erlaubt außerdem die Anwendung von galvanischem Strom (Gleichstrom) zur Durchblutungsförderung und Schmerzdämpfung. Außerdem lassen sich damit Präparate auf sanfte Weise ins Gewebe einbringen (Iontophorese).

Besonders bei frischen Verletzungen, postoperativen Zuständen und offenen Wunden schätzen viele Physios auch die Arbeit mit Deep Oscillation. Das innovative Gerät erzeugt durch elektrostatische Anziehung und Reibung Schwingungen direkt im Gewebe und erreicht damit auch tiefe Gewebeschichten. Damit lassen sich Schmerzen lindern, Entzündungen reduzieren und die Geweberegeneration fördern. Wie das in der Praxis funktioniert, lesen Sie hier.

Veröffentlicht am 25.08.2025