Entzündungen im Griff: Was Physios über anti-entzündliche Ernährung wissen sollten

Schwellungen, Schmerzen, Hitze: Entzündungen sind oft stille Begleiter von Physio-Patienten – ob bei Arthrose, Rückenschmerzen, Rheuma oder degenerativen Erkrankungen. Die gute Nachricht: Vor allem chronische Entzündungen lassen sich oft positiv beeinflussen – nicht nur durch Bewegung, sondern auch durch das, was täglich auf den Teller kommt. Lesen Sie, welchen Stellenwert die Ernährung bei inflammatorischen Prozessen hat und welche Empfehlungen Ihren Patientinnen und Patienten wirklich weiterhelfen.

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Entzündungshemmende Lebensmittel:

  • Gemüse und zuckerarmes Obst, vor allem grünes Blattgemüse und Beeren
  • Vollkornprodukte wie Haferflocken, Quinoa, Vollkornbrot und -pasta
  • fettreiche Fischarten wie Makrele, Hering und Lachs
  • Hülsenfrüchte wie Linsen, Bohnen, Kichererbsen, Sojaprodukte
  • fermentierte Lebensmittel wie Joghurt, Kefir, Skyr, Sauerkraut, Kimchi
  • hochwertige Öle: Lein-, Raps-, Walnuss-, Hanf- und Olivenöl
  • Nüsse und Saaten: Wal- und Haselnüsse, Mandeln, Pekan- und Macadamianüsse, Lein-, Hanf- und Chiasamen
  • Gewürze wie Knoblauch, Kurkuma, Ingwer, Zimt, Nelken und Chili
  • grüner Tee
  • Entzündungsfördernde Lebensmittel:
  • Industriezucker
  • stark verarbeitete Kohlenhydrate und Weißmehlprodukte
  • Transfette, z. B. in Fast Food und Fertigprodukten
  • rotes und verarbeitetes Fleisch (Wurst) in größeren Mengen
  • zu viele Omega-6-Fettsäuren, z. B. aus Sonnenblumenöl und Fertigprodukten
  • Alkohol
  • größere Mengen Koffein

 

Pro und Kontra tierischer und pflanzlicher Eiweißquellen

Außerdem ist Protein nicht gleich Protein: Mageres Fleisch, Fisch, Milchprodukte und Eier liefern vollständige Aminosäurenprofile, die vom Körper gut aufgenommen und verarbeitet werden können. Entzündungsfördernd wirken dagegen tierische Produkte mit hohem Anteil an gesättigten Fettsäuren. Rotes Fleisch, etwa vom Schwein und Rind, sowie fette Wurstsorten sollten deshalb nur in kleinen Mengen verzehrt werden. Besonders empfehlenswert ist fettreicher Seefisch, denn er kombiniert hochwertige Proteine mit Omega-3-Fettsäuren, die stark entzündungshemmend wirken.

Das gleiche gilt für pflanzliche Proteine aus Hülsenfrüchten, Nüssen und Saaten. Sie enthalten neben wertvollen Proteinen auch sekundäre Pflanzenstoffe und Ballaststoffe, die zusätzlich anti-inflammatorisch wirken können. Wer ganz auf pflanzliche Proteine setzt – etwa bei veganer Ernährung – sollte auf eine vielseitige Kombination verschiedener Quellen setzen, etwa aus verschiedenen Hülsenfrüchten und Vollkorngetreiden.

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Schlüsselfaktor Darmgesundheit

Der Darm spielt eine wesentliche Rolle bei der Regulation von Entzündungen im Körper. Das komplexe Ökosystem aus Hunderten unterschiedlichen Mikroorganismen, die im menschlichen Darm leben (Mikrobiom) beeinflusst die Verdauung, das Immunsystem, den Hormonhaushalt sowie komplexe Stoffwechselprozesse. Eine gestörte Darmflora begünstigt neben vielen anderen Erkrankungen auch stille Entzündungen im Körper. Positiv beeinflussen kann man das Mikrobiom mit ballaststoffreicher Kost, fermentierten Lebensmitteln wie Sauerkraut, Joghurt oder Kefir sowie möglichst wenig Zucker, Weißmehl und Alkohol.
Therapie-Tipp: Patientinnen und Patienten mit chronischen Beschwerden sollten ihre Verdauung genau beobachten und gegebenenfalls die Darmgesundheit fachärztlich abklären lassen.

Wie weit dürfen Physiotherapeuten mit Ernährungs-Tipps gehen?

Wenn Sie nicht als Ernährungsberaterin oder Ernährungscoach ausgebildet sind, dürfen Sie in Sachen Ernährung keine Diagnosen stellen, keine krankheitsspezifische Ernährungsberatung geben und keine individuellen Ernährungspläne erstellen. Im Rahmen eines ganzheitlichen Therapieansatzes können Sie aber durchaus auf die Zusammenhänge zwischen bestimmten Krankheitsbildern, Entzündungen und Ernährung aufmerksam machen – etwa durch motivierende Impulse:
- „Viele Patienten mit Muskelverspannungen achten auf genügend Magnesium – fragen Sie doch mal Ihre Hausärztin.“
- „Viele wissenschaftliche Studien belegen, dass Zucker und Weißmehlprodukte stark entzündungsfördernd sind.“
- „Es ist interessant: Vollkorn, Obst und Gemüse können bei vielen Krankheiten die Entzündung hemmen und Schmerzen lindern.“
- „Wie ernähren Sie sich im Alltag – eher frisch gekocht oder oft Fertigprodukte?“
- „Achten Sie mal darauf, ob Sie nach dem Training genügend Eiweiß zu sich nehmen.“
- „Wasser trinken ist wichtig für die Funktion von Muskeln und Nerven.“
- „Omega-3-reiche Ernährung kann Entzündungen im Körper entgegenwirken.“

Als nützliche Tools können Sie Ihren Patientinnen und Patienten Info-Handouts, Literaturlisten oder Links zu vertrauenswürdigen Quellen mitgeben. Diese können auch Ihnen und Ihren Mitarbeitenden als wertvolle Ressourcen dienen:

Eine Ernährungsumstellung ersetzt keine Therapie

Sollten Sie Zusammenhänge zwischen dem Krankheitsbild eines Patienten und den Ernährungsgewohnheiten vermuten: am besten an einen Ernährungsberater/-coach, Ökotrophologen oder Facharzt verweisen. Auch gezielte Kooperationen, etwa mit einer Heilpraktikerin oder einem Ernährungsexperten, können sich auszahlen. Und falls Sie Ernährung als zusätzliches Standbein einer ganzheitlichen Praxis etablieren möchten: Viele Hochschulen und Akademien bieten berufsbegleitende Aus- oder Fortbildungen zum Ernährungsberater oder Gesundheitscoach an. Im Grunde aber genügt eine gesunde Wissensbasis, um Patientinnen und Patienten mit Informationen über eine gesunde Ernährungsweise zu unterstützen. Ein großes Geschenk sind schon alltagstaugliche Impulse nach dem Motto: „Du kannst selbst etwas zu deiner Gesundheit beitragen – mit etwas Aufmerksamkeit aufs Essen und auf die richtigen Lebensmittel.“

Veröffentlicht am 25.08.2025