Erst 5 Prozent der Physio-, Ergo- und Logopädiepraxen in Deutschland sind an die Telematik-Infrastruktur angebunden. Dabei ist die Anbindung zum 1. Januar 2026 Pflicht. Bereits ab 1. Oktober 2025 müssen Ärztinnen und Ärzte die elektronische Patientenakte (ePA) nutzen, und sie kommunizieren heute schon über die TI-Anwendung KIM mit anderen Akteuren im medizinischen Bereich. Wer also im Gesundheitssystem der Zukunft nicht abgehängt werden will, sollte spätestens jetzt aktiv werden. Der Weg zur funktionierenden TI in der eigenen Praxis ist weniger steinig als viele denken. Wir erklären Ihnen, wie es geht.

Die Zahlen sprechen für sich: Von etwa 65.000 Heilmittelerbringer-Praxen in Deutschland haben aktuell rund 3.100 die SMC-B-Karte bestellt (Stand: Ende Juni 2025). Das sind gerade einmal 5 Prozent. Die Bestellungen des eHBA (elektronischer Heilberufsausweis) liegen bei rund 8.600. Beide Karten sind Teil der Telematik-Infrastruktur (TI): Die SMC-B-Karte (Security Module Card Type B) dient der sicheren Identifizierung von Einrichtungen im Gesundheitsnetzwerk wie Arztpraxen, Apotheken, Physio- und Ergotherapie- sowie Logopädiepraxen. Der eHBA ist eine personalisierte Chipkarte. Sie authentifiziert die einzelnen Mitarbeitenden gegenüber der TI und ermöglicht den sicheren Zugriff auf digitale Gesundheitsdaten und Anwendungen wie die elektronische Patientenakte (ePA) oder das elektronische Rezept (eRezept).
Für die verbleibenden 95 Prozent drängt die Zeit. Denn nach gesetzlichen Vorgaben müssen alle Heilmittelerbringer bis zum 1. Januar 2026 an die TI angebunden sein. „Wir gehen allerdings davon aus, dass es für Praxen, die das Anfang Januar noch nicht umgesetzt haben, zunächst keine Sanktionen geben wird“, sagt Jens Danzeisen, Teamleiter Vertrieb beim Optica Abrechnungszentrum Dr. Güldener. Dennoch warnt der Experte davor, die TI-Anbindung weiter auf die lange Bank zu schieben: „Wer sich jetzt nicht um die digitale Ausrichtung seiner Praxis kümmert, riskiert im immer stärker digitalisierten Gesundheitsmarkt abgehängt zu werden.”
Die Telematik-Infrastruktur entwickelt sich rasant
Auch wenn erst sehr wenige Heilmittelerbringer an die TI angebunden sind: Die Gesundheitsbranche schläft nicht! So hat die Nutzung der verschiedenen TI-Fachdienste und Anwendungen in jüngster Zeit rasant zugenommen:
- Mehr als 80 Prozent der gesetzlich Versicherten verfügen über eine ePA (Stand: Juni 2025).
- Von Januar bis Juni 2025 wurden bereits mehr als 250 Millionen KIM-Nachrichten versendet, insbesondere für die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU), aber auch für Verordnungen, Abrechnungen, Rückmeldungen und Therapieberichte. Damit hat sich die Anzahl im Vergleich zu 2023 fast verdoppelt.
- Höchste Sicherheitsstandards sind verpflichtend umgesetzt – inklusive Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, Zugriffsmanagement und regelmäßiger Sicherheitsüberprüfungen.

Deshalb sollten Sie JETZT in die TI-Anbindung starten:
- Heilmittelerbringer müssen bis zum 1. Januar 2026 an die TI angebunden sein, um weiterhin abrechnungsfähig zu bleiben und die elektronische Patientenakte (ePA) nutzen zu können. Sie können damit ePA Befunde, Arztbriefe und andere relevante medizinische Informationen einsehen. Dies erleichtert nicht nur den Austausch mit Ärztinnen, Ärzten und anderen Behandlern, sondern hilft Heilmittelerbringern auch, ihre Patientinnen und Patienten gezielter zu betreuen und wirksamer zu behandeln.
- Ärztinnen und Ärzte kommunizieren bereits mit anderen Akteuren im Gesundheitswesen über KIM (Kommunikation im Medizinwesen), eine Art sicheren E-Mail-Versand innerhalb der TI. Geplant ist außerdem ein TI-Messenger (TIM) für die schnelle Kommunikation zwischen Ärzten, Physios, Apotheken und anderen. Wer nicht angebunden ist, kann diese schnellen und sicheren Kommunikationswege nicht nutzen.
- Ab 1. Januar 2027 ist auch die elektronische Heilmittelverordnung (eVO) gesetzlich verpflichtend. Dann gibt es wirklich keinen Weg zurück.
- Die TI-Anbindung braucht erstmal Zeit und Personal. Wer erst kurz vor Start auf den Zug aufspringt, mutet sich und seinen Mitarbeitenden eine Menge Stress zu.
- Außerdem ist vorauszusehen, dass kurz vor Einführung der eVO die Kapazitäten der Dienstleister begrenzt sein werden.

100 Prozent Refinanzierung – und mehr
Die Finanzen sind kein Grund, den Einstieg in die TI aufzuschieben. Denn die Anbindung an die Telematik-Infrastruktur ist für Physiopraxen und andere Heilmittelerbringer komplett kostenneutral – sofern sie die TI-Anwendungen, die für ihre Berufsgruppe zur Verfügung stehen, implementiert haben und nutzen. Seit 2023 gibt es eine TI-Pauschale, die jährlich angepasst wird und die man beim GKV-Spitzenverband beantragt. Die monatliche Grundpauschale beträgt 207,93 Euro pro Praxis (2025) und wird über einen Zeitraum von fünf Jahren quartalsweise ausgezahlt. Hinzu kommt ein Zuschlag von monatlich 7,77 Euro für jeden Mitarbeitenden mit elektronischem Heilberufsausweis (eHBA). Die meisten TI-Dienstleister haben ihre Preise an diese Pauschalen angepasst; bei manchen Angeboten kommt am Ende sogar ein kleines Plus heraus.
Profi-Partner für den Anschluss an die Telematik-Infrastruktur
Machen Sie sich also zunächst einmal damit vertraut, wie genau die Anbindung an die Telematik-Infrastruktur abläuft und was Sie dazu brauchen. Unverzichtbar, wenn auch technisch nicht zwingend notwendig, ist eine TI-fähige Praxis-Software. Diese muss die einzelnen Dienste der TI, die heute schon laufen (KIM, demnächst auch ePA und TIM), bereits nutzen können.
Die gute Nachricht: Sie müssen den Weg der Digitalisierung nicht alleine gehen. Professionelle Dienstleister unterstützen Physiopraxen und andere Leistungserbringer dabei, die TI in ihrer Praxis einzurichten. Neu und bislang einzigartig auf dem Markt ist hierbei das Service-Portal OpticaTI: Es führt Heilmittelerbringer Schritt für Schritt durch den gesamten Prozess der TI-Anbindung – von den ersten Informationen bis zur vollständigen Inbetriebnahme. Jeder Schritt ist gut verständlich erklärt, so dass man die Implementierung nicht nur problemlos durchführt, sondern die Abläufe auch immer besser nachvollziehen kann. Ein TI-Demoportal macht es möglich, den gesamten Prozess vorab durchzuspielen. Im Rahmen des OpticaTI-Komplettpakets erhalten Praxen auch die passende Hardware inklusive Einrichtung sowie persönlichen Support. Momentan (August 2025) ist ein Anschlusstermin innerhalb von 1 bis 2 Wochen möglich, wenn die Praxis bereits die SMC-B- und die eHBA-Karten besitzt.
Alle Gründe sprechen also dafür, JETZT mit den notwendigen Schritten zu starten. „Der Weg zur TI-Anbindung ist ein Marathonlauf“, betont Jens Danzeisen. „Bei einem Marathon fängt man ja auch nicht zwei Wochen vorher an zu trainieren. Denn je länger man wartet, desto anstrengender ist die Strecke zu gehen. Wenn ich mit meiner Praxis plötzlich einen Riesenberg auf einmal bewältigen muss, ist das sehr viel zeit- und kraftraubender, als wenn ich jetzt anfange und mich dabei Step-by-Step begleiten lasse.“
Am Ende profitieren dann nicht nur die Mitarbeitenden der Praxis, sondern auch die Patientinnen und Patienten. Denn die Nutzung digitaler Anwendungen beschleunigt die Prozesse im Gesundheitswesen, ermöglicht eine bessere und individuellere Versorgung – und sie macht die Praxen für junge Mitarbeitende, die ja die Digitalisierung bereits leben, attraktiver.
Einen gut einstündigen TI-Crashkurs für Physios (Stand April 2025) mit Jens Danzeisen finden Sie hier.