So gelingt der Aufbau im Anti-Schwerkraft-Laufband

Wissenschaftler verschiedener deutscher Hochschulen untersuchen seit Jahren, wie sich das Training im Anti-Schwerkraft-Laufband AlterG auf den Körper auswirkt. Wichtige Erkenntnis für Physiotherapie und Rehasport: Menschen nach Operation oder Verletzung der unteren Extremitäten müssen der Versuchung widerstehen, im AlterG zu schnell zu laufen. Eine moderate Steigung kann dagegen wohltuende Entlastung bringen.

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AlterG entlastet bei Beschwerden im Lumbal- und Beckenbereich

Relevant ist dies vor allem in der orthopädischen Reha: „In Körperregionen nahe des Körperschwerpunkts – in etwa in Bauchnabelhöhe – konnten wir eine Entlastung durch Teilschwerelosigkeit klar nachweisen. Bei den unteren Extremitäten dagegen ist es genau umgekehrt: Da kann die Belastung sogar noch erhöht sein“, sagt Prof. Ueberschär. Es gilt also in der Physiotherapie klar zu unterscheiden: „Bei Problemen im Lumbal-, Becken- und Hüftbereich ist der Einsatz des AlterG eine sehr gute Wahl, da die Teilschwerelosigkeit Hüfte und Lendenwirbel gut entlastet.“ So ist das Training mit teilweiser Gewichtsentlastung beispielsweise bei einem Bandscheibenvorfall auf Höhe L5/S1 sowie bei Hüft-Arthrose oder Hüft-TEP eine gute Möglichkeit, die Laufbewegung durchzuführen und dabei die vertikalen Stoßbelastungen zu reduzieren.

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In der Physiopraxis: Langsam laufen!

Für die physiotherapeutische Arbeit ergeben sich aus den Studien wertvolle Handlungsempfehlungen. Vor allem gilt es die trainierende Person zu bremsen, wenn der Ehrgeiz oder die Freude über Fortschritte sie zu schnellerem Laufen im AlterG animieren. Vorsicht ist vor allem an dem Punkt geboten, wo der Patient oder die Patientin in die Laufbewegung übergehen will. Durch die Gewichtsentlastung werden nämlich im Anti-Schwerkraft-Laufband die Herzfrequenz und die subjektiv empfundene Beanspruchung reduziert. Man fühlt sich entspannter als beim Laufen draußen und neigt dazu im AlterG schneller zu rennen als man ohne Gewichtsentlastung laufen würde. „Dies kann schnell zu einer Überlastung der Strukturen – vor allem im Sprunggelenk und Schienbein – führen, die ja nach OP oder Verletzung geschwächt sind und erst langsam wieder aufgebaut werden sollen.”

Hier braucht es klare Anweisungen: „Wenn der Patient nach der Phase der akuten Reha wieder schmerzfrei gehen kann und sich fit genug fühlt wieder zu rennen, muss der Therapeut ganz besonders darauf achten, dass die Geschwindigkeit, die der Patient auf dem AlterG läuft auf keinen Fall höher ist als die Geschwindigkeit, die er oder sie ohne Teilkörpergewichtsentlastung – sprich auf dem normalen Laufband oder draußen – laufen würde“, betont Prof. Ueberschär. „Wir konnten statistisch signifikant nachweisen, dass die physiologische Entlastung – etwa bei Herzfrequenz und Sauerstoffaufnahme – nicht auch zu einer Entlastung der unteren Extremitäten führt, sondern dass die Belastung der Knochen und Gelenke mit zunehmendem Tempo eindeutig zunimmt.“ Aus diesem Grund empfiehlt es sich auch nicht, im AlterG nach der gewohnten Herzfrequenz zu laufen, da dies ungewollt zu überhöhtem Lauftempo führen kann.

Veröffentlicht am 12.03.2024